35 Jahre HOSI Wien: Festakt und Silberner Rathausmann zum Jubiläum
Am Samstag, 8. November 2014, feierte die HOSI Wien ihren 35. Geburtstag auf Einladung der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und Transgender-Lebensweisen (WASt) im Wappensaal des Wiener Rathauses [vgl. Aussendung der HOSI Wien vom 7. November 2014]. Es war eine in jeder Hinsicht stimmige Feier. WeggefährtInnen und FreundInnen aus der Szene, der Bewegung und der Politik waren gekommen – und vor allem viele Mitglieder und sogar AktivistInnen aus den Anfangzeiten –, die man schon ewig nicht mehr gesehen und getroffen hat; und so hatte das Fest etwas Intimes, obwohl mehr als 150 Leute gekommen waren.
Stimmig war auch das Programm, durch das Gründungsmitglied DIETER SCHMUTZER als Moderator launig und witzig führte: mit den HOSIsters, die zu Beginn und am Ende des Festakts quasi Geburtstagsständchen sangen und dabei zu Hochform aufliefen; mit dem regenbogenballbewährten Ensemble A-Live, dessen Sängerin Hedwig Schmidhuber die Festreden mit einschlägigen „Schmacht-Hådern“ (Somewhere Over The Rainbow, I Will Survive) auflockerte.
Ebenfalls stimmig waren die Reden von „Hausherrin“ und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und den Stadträtinnen Sandra Frauenberger und Sonja Wehsely und die Video-Botschaft von ULRIKE LUNACEK, denn die Politikerinnen waren nicht nur locker und authentisch, wie dies sonst eher selten bei PolitikerInnen der Fall ist, sondern erzählten auch von ihren ganz persönlichen Verbindungen zur HOSI Wien: etwa Sonja Wehsely, heute „mächtige“ Stadträtin für Gesundheit und Soziales, wie sie das erste Mal als 14-Jährige mit einem schwulen Kollegen aus der Sektion Leopoldstadt der Sozialistischen Jugend dem HOSI-Wien-Keller in der Novaragasse einen Besuch abstattete.
Dasselbe tat Vassilakou während ihrer Studienzeit, noch bevor sie überhaupt in der Politik oder bei den Grünen war: Eine lesbische Freundin habe Vassilakous Unvoreingenommenheit ihrem Lesbischsein gegenüber auf die Probe stellen wollen und sie ins HOSI-Zentrum mitgenommen; und Sandra Frauenberger, die nach einem Revirement zur Integrationsstadträtin seinerzeit von Sonja Wehsely die „Zuständigkeit“ für uns, also LSBT-Agenden, übernahm, kam im Rahmen eines Besuchs einer HOSIsters-Vorstellung erstmals auf Besuch in die Novaragasse – und ist seit vielen Jahren treuer Stammgast auf dem Regenbogenball.
Ulrike Lunacek, heute Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, wiederum berichtete über ihre gleichfalls jubiläumsverdächtige Verbindung zur HOSI Wien: Vor 25 Jahren kam sie mit uns in Kontakt, um bei der von uns 1989 in Wien organisierten ILGA-Weltkonferenz für die TeilnehmerInnen aus Lateinamerika ehrenamtlich Spanisch/Englisch zu dolmetschen – was nicht ohne Folgen blieb, denn bei dieser Gelegenheit lernte sie auch ihre Lebensgefährtin REBECA SEVILLA kennen…
Und so war der Running Gag des Abends: Leute, die später politische Karriere machen wollen (oder – for that matter – die/den Partner/in fürs Leben finden möchten), sollten sich in jungen Jahren beizeiten in der HOSI Wien blicken lassen!
Neben den vier Politikerinnen kamen mit WALTRAUD RIEGLER und ich sowie LUI FIDELSBERGER und MORITZ YVON je zwei Altvordere bzw. zwei aus der jüngeren Generation von AktivistInnen zu Wort, um über besondere Aspekte und Schwerpunkte in der Vergangenheit und der Zukunft der Bewegung im allgemeinen und der HOSI Wien im besonderen zu berichten.
Höhepunkt des Festakts war dann eine Überraschung: Sandra Frauenberger überreichte in Anerkennung des 35 Jahre währenden Engagements der HOSI Wien den Obleuten CÉCILE BALBOUS und CHRISTIAN HÖGL den Silbernen Rathausmann, die höchste Auszeichnung, die die Stadt an eine Gruppe bzw. einen Verein vergeben kann, sowie aus dem Stadtarchiv die erste Regenbogenfahne, die – in Zusammenhang mit der Regenbogenparade – am Rathaus gehisst worden war. Über die Verleihung dieser Auszeichnung haben wir uns natürlich sehr gefreut, und sie wird „klarerweise Ansporn für uns sein, unsere vielfältigen Aktivitäten auf städtischer Ebene fortzuführen und auszubauen, damit Wien die Regenbogenhauptstadt Österreichs bleibt“, wie die HOSI Wien in einer Aussendung nach dem Fest betonte.
Am Ende des offiziellen Programms rollten die WASt-MitarbeiterInnen ANGELA SCHWARZ und WOLFGANG WILHELM die von unserem Haus- und Hofzuckerbäckermeister REINHARD PAUSER hergestellte Geburtstagstorte in den Wappensaal, die dann im Rahmen des anschließenden Buffets ratzeputz verputzt wurde. Bei Speis und Trank standen die Festgäste noch lange zusammen, um wohl auch so manche gemeinsame Erinnerung auszutauschen…
Nachträgliche Anmerkungen:
Siehe auch: Wiener Zeitung vom 6. November 2014
Die HOSI Wien gab zu diesem runden Geburtstag auch eine Festschrift heraus (zum Öffnen wie immer anklicken):