40 Jahre HOSI Wien
LOSE SERIE: AUS DEM ARCHIV
Heute vor 40 Jahren wurde die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien offiziell als Österreichs erster Homosexuellenverein gegründet. Der konstituierenden Generalversammlung am 29. Jänner 1980 gingen – wie sich das für ein ordentliches Baby gehört – neun Monate Schwangerschaft voraus: Im März 1979 war WOLFGANG FÖRSTERs Kleinanzeige („Möchte Schwulengruppe in Wien gründen bzw. an einer mitarbeiten“) im Falter erschienen, im April trafen sich die Interessierten zum ersten Mal. Es folgten regelmäßige Gruppentreffen, zuerst privat, dann im Extrazimmer eines Alternativ-Lokals, des „Treibhauses“. Der Rest ist Geschichte, die schon oft erzählt wurde (z. B. in den LN 2/2009, S. 6 f), auch von mir auf diesem Website. Die Anfänge meines Engagements können hier ebenfalls nachgelesen werden, ebenso Beiträge und Berichte über hunderte und tausende Aktivitäten der HOSI Wien in diesen vier Jahrzehnten.
Die HOSI Wien ist heute eine der ältesten LSBT-Organisationen in Europa und in der Welt. Umso deprimierender ist daher der Umstand, dass dieses Jubiläum so sang- und klanglos vorübergegangen ist und die HOSI Wien nicht imstande ist, an ihre jahrzehntelange Tradition anzuschließen und zumindest ein fulminantes Geburtstagsfest auf die Beine zu stellen – wenn man schon keine sonstigen spezifischen Aktivitäten und Projekte anlässlich des runden Jubiläums organisiert.
Bleibt nur, nostalgisch in Erinnerungen zu schwelgen, sich die Fotos von den glamourösen früheren Festakten anzusehen und sich in den früheren Festschriften einen Überblick über die vielfältigen Tätigkeiten und Höhepunkte der Vereinsgeschichte zu verschaffen:
Zum 35er
Der Festakt zum 35. Geburtstag fand am 8. November 2014 im Wappensaal des Wiener Rathauses statt. SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger überreichte der HOSI Wien bei dieser Gelegenheit den Silbernen Rathausmann, die höchste Auszeichnung, die die Stadt an eine Gruppe bzw. einen Verein vergeben kann. Mein Bericht darüber erschien in den LN 5/2014, S. 6 ff. Siehe auch Artikel in der Wiener Zeitung vom 6. November 2014.
Die HOSI Wien gab eine Festschrift heraus, die hier zum Download bereitsteht.
Zum 30er
Das wohl in jeder Hinsicht spektakulärste Fest fand zum 30. Geburtstag statt. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) lud am 13. November 2009 zum Festakt ins Hohe Haus am Ring. Ein ausführlicher Bildbericht erschien in den LN 6/2009, S. 21 ff.
Diesmal hatte die HOSI Wien eine umfassende Wander-Ausstellung produziert, die die vielfältigen Tätigkeitsbereiche und Projekte des Vereins in Wort und Bild präsentierten und die auch beim Festakt in der Säulenhalle des Parlaments zu sehen war.
Das größte Geburtstagsgeschenk, das man sich wünschen und vorstellen konnte, bekam die HOSI Wien dann einen Monat später: Der Nationalrat verabschiedete das Gesetz über die eingetragene Partnerschaft, das am 1. Jänner 2010 in Kraft trat.
Zum 30er veröffentlichte ich in den LN zudem eine fünfteilige Artikelserie über bestimmte Aspekte der HOSI-Wien-Arbeit:
„Wie alles begann“, LN 2/2009, S. 6 f
„Der CSD vor der Regenbogenparade“, LN 4/2009, S. 19 ff
„Rosa Wirbel und anderer Aktionismus“, LN 5/2009, S. 12 ff
„22 Jahre Kampf für die ‚Homo-Ehe‘“, LN 6/2009, S. 18 f
„Lange Demo-Tradtion“, LN 1/2010, S. 20 ff.
Zum 25er
Das große Fest zum 25. Geburtstag fand am 29. Oktober 2004 in der Volkshalle des Wiener Rathauses statt. Als spezifisches Projekt zu diesem runden Geburtstag gab die HOSI Wien in ihrer Edition Regenbogen die deutsche Übersetzung eines Buches über Carl Værnet, den dänischen SS-Arzt im KZ Buchenwald, heraus. Außerdem erstellte sie eine Festschrift, die ebenfalls hier zum Download bereitsteht.
Ein Bildbericht über die Geburtstagsfeier findet sich in den LN 1/2005, S. 6 ff – samt Leistungsschau über das erste Vierteljahrhundert.
Die geplante und schon angezahlte Namenspatronanz für zwei Züge der ÖBB wurde dann im letzten Moment von den ÖBB storniert (vgl. LN 1/2005, S. 14). Vgl. auch die Aussendung der HOSI Wien vom 14. März 2004.
Zum 20er
Der 20. Geburtstag war der erste, den die HOSI Wien „auswärts“ feierte, und zwar am 18. März 2000 ebenfalls in der Volkshalle des Wiener Rathauses. Es war eine fulminante Feier. Ein ausführlicher Bildbericht erschien im LAMBDA-Nachrichten Special 2/2000, S. IV ff).
Diesmal produzierte die HOSI Wien eine Festschrift in Form eines faltbaren Posters bzw. Wandkalenders, der von den wichtigsten Ereignissen der ersten 20 Jahre berichtet. Als PDF zum Download hier.
RALF KÖNIG hat aus Anlass des runden Jubiläums einen Cartoon für das LAMBDA-special-Cover Nr. 4/1999 gezeichnet, auf dem einige HOSI-Wien-AktivistInnen verewigt wurden.
Moderation & Geburtstagstorten
Wie man sieht, gibt es halt doch noch Konstanten im Leben: DIETER SCHMUTZER, ab Gründung des Vereins bis 1991 dessen Generalsekretär, danach Obmann bis 1994 sowie langjähriges Ensemblemitglied der HOSIsters, hat alle vier erwähnten Jubiläumsfeste der HOSI Wien moderiert.
Und Langzeit-Obmann CHRISTIAN HÖGL hat über 20 Jahre hinweg bei diesen Festen die Geburtstagstorten angeschnitten – und ist dabei scheinbar nicht älter geworden (siehe Fotostrecke rechts). Die HOSI Wien als wahrer Jungbrunnen.
Noch früher
Selbst zum nicht so runden 15. Geburtstag (1994) gab die HOSI Wien zumindest eine Festschrift heraus: ...Und sie bewegt sich doch… – 15 Jahre HOSI Wien.
Das 10-jährige Bestehen der HOSI Wien wurde im Zuge der Warmen Woche (vgl. LN 4/2009, S. 19 ff) entsprechend gefeiert. Am 29. Juni 1989 fand im bescheidenen Rahmen des eigenen Vereinslokals, im damaligen HOSI-Zentrum in der Novaragasse 40, eine Jubiläums-Soirée statt, deren eigentlicher Anlass und Höhepunkt die Präsentation des Buches Homosexualität in Österreich war, das anlässlich dieses Jubiläums von der HOSI Wien herausgegeben wurde (vgl. LN 3/1989, S. 6 ff): Das Herausgeberteam (MICHAEL HANDL, GUDRUN HAUER, KURT KRICKLER, FRIEDRICH NUSSBAUMER und DIETER SCHMUTZER), verstärkt durch Gastautorin Rotraud Perner, stellte dem interessierten Publikum einige ausgewählte Textpassagen vor. Übrigens führte Dieter als Moderator auch durch das Programm dieser Veranstaltung. Zu den Sonderprojekten aus Anlass dieses runden Geburtstags gehörten zudem eine Generalrenovierung des HOSI-Zentrums und die Ausrichtung der 11. ILGA-Weltkonferenz vom 16. bis 22. Juli 1989 in Wien (vgl. LN 4/1989, S. 13 ff).
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle auch das Fest anlässlich des fünften Geburtstags erwähnt. Es fand – ebenfalls im Rahmen der Warmen Woche – am 29. Juni 1984 im HOSI-Zentrum statt und schlug sich in den LN (3/1984, S. 10) nur durch einen kurzen einspaltigen Bericht – ohne Fotos – nieder. Dieter berichtete darin über das künstlerische Programm, das KLAUS BEHRENDT, POLDO WEINBERGER (1952–2018) und eine Kammerbesetzung der HOSIsters bestritt. Die Geburtstagstorte wurde damals – noch nicht geschlechterparitätisch – von Obmann REINHARDT BRANDSTÄTTER (1952–1992) und Alt-Präsident WOLFGANG FÖRSTER angeschnitten. In den LN 2/1984, S. 12 ff, war ein längerer Beitrag zum Jubiläum „5 Jahre HOSI“ erschienen.
Hans Davidsen-Nielsen/Niels Høiby/Niels-Birger Danielsen/Jakob Rubin: „Carl Værnet – Der dänische SS-Arzt im KZ Buchenwald“.
Aus dem Dänischen von Kurt Krickler. Mit einem Vorwort von Günter Grau und einem ergänzenden Kapitel über Eugen Steinach von Florian Mildenberger.
Edition Regenbogen, Wien 2004. Herausgegeben zum 25-jährigen Bestehen der HOSI Wien