LAMBDA-Nachrichten
Einleitung & Geschichte
Meine längste durchgehende publizistische Tätigkeit war jene für die LAMBDA-Nachrichten (LN), die Zeitschrift der HOSI Wien. Ihr gingen zwei Ausgaben unter dem Namen Warme Blätter voraus, bei denen ich noch nicht mitarbeitete.
Ich habe über alle 40 LN-Jahrgänge hinweg an jeder einzelnen der insgesamt 173 Ausgaben – von der ersten (1/1979) bis zur letzten Ausgabe (1/2018 – danach wurde sie in Lambda umbenannt) – mitgearbeitet und bei keiner einzigen Nummer gefehlt. Selbst als ich 1983/84 acht Monate in Paris studierte, reiste ich stets zur Zeitungsproduktion nach Wien.
Ab der Ausgabe 1/1981 war ich für die LN – in der Nachfolge von ERICH LIFKA (1924–2007) – auch „verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes“. Damals musste bei jeder Publikation (selbst auf jedem Flugblatt, das verteilt wurde) im Impressum eine verantwortliche Person angeführt werden. Dies änderte sich dann ab der Nummer 2/1982 aufgrund des neueingeführten Mediengesetzes. Ab nun gab es die entsprechende Offenlegung in der Zeitschrift. Von 1991 bis 2018 war ich schließlich Chefredakteur, ab 2005 gemeinsam mit GUDRUN HAUER, die bis zu ihrem Tod 2015 Chefredakteurin blieb.
Erscheinungsweise
Im ersten Vierteljahrhundert erschienen die LN vierteljährlich, wobei es 1980, 1981, und 1983 Doppelnummern gab und somit nur drei Ausgaben pro Jahr. Ab der Ausgabe 1/2005 wurde die Erscheinungsweise von vierteljährlich auf zweimonatlich umgestellt. Das erwies sich jedoch auf Dauer als zu ambitioniert – nach fünf Jahren wurde die Anzahl der pro Jahr produzierten Ausgaben wieder reduziert: Ab der Ausgabe 1/2010 kamen die LN fünfmal im Jahr heraus. 2018 erschien nur eine letzte Ausgabe der LN – und aufgrund der Turbulenzen im Verein nur eine Ausgabe der neuen Lambda.
Ab der Ausgabe 3/1999 bekamen die LN ein Beiboot: Ein durchgängig vierfarbig gedrucktes LAMBDA special wurde einerseits der regulären Ausgabe beigeheftet und andererseits in höherer Auflage, die dann gratis in der Szene ausgelegt wurde, fortgedruckt. Diese Form wurde bis zur 100. Ausgabe (2/2004) beibehalten. Mit der Ausgabe 3/2004 stiegen die LN auf durchgängigen Vierfarbendruck und – damit sie in den Szenenlokalen leichter ausgelegt und mitgenommen werden konnten – auf ein kleineres Format um.
Layout & Co
Meine Mitarbeit beschränkte sich indes nicht nur aufs Verfassen von Artikeln. Ab der Ausgabe 1/1980 tippte ich in Vorbereitung für den Klebeumbruch sämtliche Texte auf der Schreibmaschine auf Spaltenbreite ab. Apropos: In den ersten Jahren arbeitete ich auch am Layout mit – jahrelang gemeinsam mit RUDOLF KATZER, der mich die Sache erst lehren musste, und dann später mit WERNER EDER, um nur zwei langdienende Layouter der ersten 15 Jahre zu nennen. Es gab auch die eine oder andere kurze Durststrecke – so manche Ausgabe musste ich im Alleingang tippen und layoutieren.
Das änderte sich dann – nicht Gott, sondern – FRIEDRICH NUSSBAUMER und MICHAEL HANDL sei Dank. Sie übernahmen ab der Nummer 1/1986 das Layout. Nach Michaels Tod im Juni 1992 machte Friedl – später in reduzierter Form – noch bis zur Ausgabe 2/2004 weiter. Ab der Ausgabe 4/1993 war CHRISTIAN HÖGL – nach einem Intermezzo von der Ausgabe 3/1990 bis 3/1991 definitiv dazugestoßen. In den 1990ern waren u. a. auch FELIX GÖRNER und GERALD REISNER maßgeblich mit von der Layout-Partie. Mit der Umstellung aufs Kleinformat ab der Nummer 3/2004 lagen dann Layout und Design allein in Christians Händen – bis zum Schluss, also bis zur Ausgabe 1/2018. Nicht nur bei den LN waren Christian und ich jahrzehntelang ein wunderbares Team.
Über die Anfänge bzw. die ersten 20 Jahrgänge siehe auch Beitrag in den LN 2/1998.
Ab Ausgabe 2/1980 kam bereits eine damals hochmoderne elektronische Typenrad-Schreibmaschine der Marke Olivetti zum Einsatz.
Ab der Ausgabe 1/1986 sorgten FRIEDRICH NUSSBAUMER und MICHAEL HANDL federführend fürs Layout, anfangs noch mittels Klebeumbruchs.
Durch den technischen Fortschritt fiel dann später das Abtippen der fremden Texte weg. Aber Redigieren und Korrekturlesen sämtlicher Texte blieben weiterhin meine Aufgaben.
Auch sonst fielen im Zusammenhang mit der Zeitschrift noch etliche Arbeiten an, um die ich mich kümmerte bzw. bei denen ich mithalf: Aboverwaltung, Anträge auf Publizistikförderung schreiben, Inserate keilen, Inseraten- und Abo-Rechnungen ausstellen, Versand und Vertrieb…
Kommentar & Glosse
Neben unzähligen Beiträgen verfasste ich mehr oder weniger regelmäßig eine Glosse, in der ich das Zeitgeschehen kritisch kommentierte. Heute gelesen, erlauben sie mitunter eine spannende Zeitreise, überraschen oft auch damit, immer noch aktuell zu sein, und berichten über Ereignisse, an die sich die älteren unter uns noch erinnern können, aber vermutlich längst vergessen haben. Für diese Website habe ich 105 dieser Kolumnen aus 31 Jahren zusammengestellt.
Online nachzulesen
Sämtliche Ausgaben der LAMBDA-Nachrichten sind digitalisiert und als PDF online gestellt worden unter lambdanachrichten.at, ab der Nummer 3/2004 auch unter issuu.com.
Ich wünsche anregende Lektüre.
Zu runden Jubiläen der LN haben wir immer Rückschau gehalten. An der Geschichte der Zeitschrift Interessierten seien die entsprechenden Beiträge in folgenden Ausgaben empfohlen:
- 3/1984, S. 3
- 1/1992, S. 6 f
- 2/1998, S. 81 ff
- 2/2004, LAMBDA special, XVI ff
- 3/2013, S. 4 ff
Zudem haben GUDRUN HAUER und DIETER SCHMUTZER 1996 die Anthologie Das Lambda-Lesebuch mit Beiträgen aus den LN zusammengestellt und darin auch die Idee und die Motivation hinter diesem Projekt, ein alternatives lesbisch-schwules Printmedium herauszugeben, ausführlich erläutert und die journalistischen Ansprüche dargelegt. Der Sammelband stellt eine zeitlose Auswahl und Übersicht über die Themen dar, die in der Zeitschrift behandelt wurden. Auch ich habe drei Texte dafür beigesteuert (und einmal mehr das gesamte Lektorat erledigt).
Das Buch ist noch nicht vergriffen und kann bei der HOSI Wien immer noch käuflich erworben werden:
Gudrun Hauer/Dieter Schmutzer (Hg.): Das Lambda-Lesebuch. Journalismus andersrum. Edition Regenbogen, Wien 1996.
Eine Publikation der Homosexuellen Initiative Wien, gedruckt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wissenschaft, Verkehr und Kunst in Wien und des Österreich-Komitees der Europarats-Kampagne gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Intoleranz „all different – all equal“ als Beitrag der HOSI Wien zu „Sichtbar ’96“.