Polen: CSD-Demo abgesagt
Im Vorjahr wurde der „Marsch für Toleranz“ in Krakau von GegendemonstrantInnen und gewalttätigen Hooligans bzw. Skinheads angegriffen und endete im Chaos (vgl. LN 3/2004, S. 34). Die für 22. April 2005 geplante Neuauflage wurde kurzfristig abgesagt, nachdem Papst Johannes Paul II. gestorben war. Die OrganisatorInnen von der Gruppe Kampania Przeciw Homofobii (KPH – Kampagne gegen Homophobie) befürchteten, die Durchführung der Demo könnte die Trauergefühle der Bevölkerung verletzen und als Provokation aufgefasst werden, wodurch man vorhandene Sympathien in der Gesellschaft verspielen könnte. Das Festival „Kultur für Toleranz“ ging aber ohne größere Änderungen vom 20. bis 23. April über die Bühne.
Allerdings war eine andere LSBT-Gruppe mit der Absage durch KPH nicht einverstanden und meldete eine neue Demo an, ging dabei aber offenbar so unprofessionell vor, dass die Behörden sie aus formalen Gründen nicht genehmigen mussten. Nachdem die Stadtverwaltung keine Genehmigung erteilte, wurde dagegen Berufung bei der Bezirksbehörde eingelegt. Diese teilte zwei Stunden vor Demo-Beginn mit, sie würde frühestens am Montag nach der geplanten Demo über den Einspruch entscheiden. Zum angegebenen Zeitpunkt, 14 Uhr, fanden sich die DemonstrantInnen, zahlreiche MedienvertreterInnen, darunter mindestens zwei Kamerateams (arte, tschechisches TV), und auch eine Gruppe Skinheads am Demo-Treffpunkt ein, wo ein Sprecher der LSBT-Gruppe dann bekanntgab, dass die Demo wegen der fehlenden Genehmigung nicht stattfinden werde. Nachdem die Leute 40–50 Minuten auf dem Platz unter dem Wawel-Schloss herumstanden, zerstreute sich die Menge.