50. Eurovision Song Contest
Am 19. und 21. Mai 2005 geht der 50. Eurovision Song Contest über die Bühne des Palats Sportu in Kiew. Wie schon letztes Jahr in Istanbul werden sich zehn Länder in einer Vorentscheidung für die Endrunde qualifizieren können, darunter Österreich. Die vier großen Grand-Prix-Länder Deutschland, Frankreich, Spanien und Vereinigtes Königreich sowie die weiteren zehn Bestplatzierten des Vorjahrs haben ihr Startticket schon fix in der Tasche und müssen nur zum Finale antreten.
In der Vorrunde tummeln sich heuer mit 25 Staaten so viele wie noch nie. Das Teilnehmerfeld ist damit auf insgesamt 39 angewachsen (um drei mehr als im Vorjahr). Hätte das libanesische Fernsehen seine Beteiligung nicht zurückgezogen, wären es 40 geworden. Grund dafür war der Umstand, dass Télé Liban den israelischen Beitrag aus rechtlichen Gründen nicht ausstrahlen darf, das Reglement der Europäischen Rundfunk-Union (EBU) aber vorsieht, dass alle teilnehmenden TV-Anstalten das gesamte Schlagerfestival übertragen müssen.
Zum ersten Mal nehmen heuer Bulgarien und die Republik Moldau (Moldova) am Song-Contest teil, und Ungarn ist nach einigen Jahren der Absenz (seit 1998) wieder in den Schoß der Eurovisionsfamilie zurückgekehrt. Damit fehlen unter den europäischen Staaten nur Italien, das snobistisch verzichtet, Luxemburg, das keine TV-Anstalt als Mitglied in der EBU mehr hat, sowie Tschechien, das als einziges Land Europas noch nie am Grand Prix teilgenommen hat – sieht man von den Zwergstaaten Liechtenstein, San Marino und Vatikanstadt ohne eigene TV-Anstalten ab.
Das offizielle Buch
Wie bereits in den letzten Jahren werden auch heuer alle Wettbewerbslieder gesammelt auf CD herausgebracht. Rechtzeitig zum Grand Prix erschien auch wieder ein Buch – mit Bildern, Fakten, Daten und Statistiken. Autor John Kennedy O’Connor widmet jedem einzelnen Contest – von Lugano 1956 bis Istanbul 2004 – einen Beitrag, gibt Hintergrundinfos über die sich immer wieder ändernden Abstimmungs- und Teilnahmemodalitäten, erzählt Anekdoten und stellt die InterpretInnen vor. Für jedes Jahr findet sich auch eine Übersicht mit den TeilnehmerInnen, ihren Songtiteln, erreichter Punkteanzahl und Platzierung. Im Anhang wurden wieder Statistiken zur Mehrung des unnützen Wissens über den Grand Prix zusammengestellt. Was die Ansammlung dieses Wissens betrifft, kommt O’Connor an Jan Feddersens Klassiker Merci, Jury! aus 2000 [vgl. LN 2/2000, S. 51 f] und Ein Lied kann eine Brücke sein aus 2002 [vgl. LN 3/2000, S. 49] allerdings nicht heran. Was den Reiz von O’Connors Buch ausmacht, ist indes sein nichtdeutscher Blickwinkel, die zum Teil spezifische britische Rezeption des Song-Contests. Da werden Histörchen erzählt, die wir aus Feddersens Büchern nicht kennen, und da werden Dinge als kurios berichtet, die einem als kontinentalem Grand-Prix-Fan eigentlich gar nicht merkwürdig vorkommen.
Was ein bisschen störend ist, ist der Umstand, dass man die Schreibweise der Liedtitel nicht adaptiert hat – im Englischen wird offenbar auch bei fremdsprachigen Titeln automatisch der erste Buchstabe im Wort großgeschrieben, was in allen anderen Sprachen komisch wirkt – und jedenfalls auf deutsch einfach falsch ist („Die Welt Dreht Sich Verkehrt“) – da hätte sich das deutsche Lektorat schon die Mühe machen müssen, das wieder umzustellen. Auch bei den spezifischen diakritischen Zeichen, die fast jede europäische Sprache aufweist, hätte man sorgfältiger sein können – doch Fremdsprachen liegen den Briten ja nicht unbedingt.
Aus Anlass des 50. Geburtstags des Grand Prix wird es übrigens am 22. Oktober 2005 eine Jubiläumsshow in Kopenhagen geben, die vom dänischen Fernsehen DR veranstaltet und ausgestrahlt werden wird – damit die Zeit bis zum 51. Song-Contest im Mai 2006 nicht völlig „Grand-Prix-los“ ist.
Nachträgliche Korrektur:
Unter den fehlenden Teilnehmerstaaten hatte ich offensichtlich die Slowakei vergessen.