Kleinkarierte und kindische Zensur
DIE HOSI WIEN IN DER KRITIK 1
Einer der vorgeschobenen und großteils grotesken Gründe, warum ich im April 2018 als Generalsekretär abgesetzt wurde, war der hochgradig absurde Vorwurf, ich hätte in der von mir am 5. Dezember 2017 verfassten Medienaussendung der HOSI Wien betreffend die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs zur Öffnung der Ehe zu wenig die Freude der HOSI Wien über dieses Erkenntnis zum Ausdruck gebracht und zu sehr die Forderung der HOSI Wien nach Fortbestand der eingetragenen Partnerschaft betont. Abgesehen davon, dass ich mich damit völlig auf dem Boden des HOSI-Wien-Forderungsprogramms bewegt habe, das in diesem Punkt zweimal einstimmig vom höchsten Vereinsgremium, der Generalversammlung, verabschiedet worden war, hatte ich die Aussendung ja bloß im Entwurf verfasst – sie wurde von den beiden Obleuten, die darin noch dazu im O-Ton vorkommen, natürlich vorher gelesen und ausdrücklich zur Veröffentlichung freigegeben.
Als nun Ende August 2018 Justizminister Josef Moser (ÖVP) bekanntgab, er wolle das VfGH-Erkenntnis umsetzen und – ganz im Sinne der HOSI-Wien-Forderungen – sowohl Ehe als auch EP für alle öffnen, und am 31. August eine entsprechende Meldung auf der Facebook-Seite von Vienna Pride/Regenbogenparade gepostet wurde, konnte ich es mir nicht verkneifen, dort folgenden Kommentar zu schreiben:
Sieg auf allen Linien für die langjährige Position der HOSI Wien (keine bedingungslose Öffnung der Ehe, sondern Fortbestehen der EP, wenn Ehe bei der Öffnung nicht gleichzeitig reformiert wird – siehe Forderungsprogramm der HOSI Wien)! Es hat sich ausgezahlt, diese Position trotz Kritik aus der Community und den eigenen Reihen und trotz sonstiger Widrigkeiten konsequent zu verfolgen. Schön zu sehen, wie jetzt alle auf die Position der HOSI Wien einschwenken (inkl. Graupner – siehe Ö1-Mittagsjournal vom 31. 8.). Späte Genugtuung auch für mich, der für diesen konsequenten Einsatz auch vereinsintern kritisiert und letztlich deswegen aus der HOSI Wien gemobbt wurde!
Dieser völlig harmlose Post wurde gelöscht, und ich wurde auf der Facebook-Seite von Vienna Pride/Regenbogenparade für Kommentare komplett gesperrt. Es war übrigens der erste Kommentar, den ich jemals auf der Vienna-Pride-Facebook-Seite gepostet habe. Ich bin ja insgesamt eher ein Facebook-Verweigerer, da ich Facebook für Zeitverschwendung halte, was sicher mit meinem Alter zu tun hat, in dem man mit der zunehmend überschaubaren Restlebenszeit eben sinnvoll umzugehen versucht. Dieser unglaubliche Fall von Zensur gab mir jedenfalls zum ersten Mal zu denken. Offenbar will der Vorstand der HOSI Wien jetzt ein Monopol auf die Erzählung der Vereinsgeschichte etablieren – und das gilt es klarerweise zu verhindern.
Trotz wiederholter Aufforderung, dieses kindische und wenig souveräne Verhalten einzustellen, wurde die Maßnahme von HOSI-Wien-Obmann MORITZ YVON und Stonewall-Geschäftsführerin KATHARINA KACEROVSKY nicht zurückgenommen (die Stonewall GmbH ist die im Besitz der HOSI Wien befindliche Firma, die für die Durchführung des Vienna und EuroPride zuständig ist). Katharina rechtfertigte die Zensur mit Rücksichtnahme auf ihre Sponsoren.
Auch das gab mir zu denken, und so kontaktierte ich die zuständigen Personen bei drei der Hauptsponsoren von Vienna Pride und EuroPride – ERSTE Group, Coca-Cola und Almdudler –, um zu erfahren, ob sie tatsächlich Zensur erwarten bzw. ob sie auf der anderen Seite möglicherweise ethische Standards festgelegt hätten, denen zufolge ihr Sponsoring mit Zensur unvereinbar wären.
Die Antworten waren sehr interessant. Der Verantwortliche bei der ERSTE Group erklärte zwar: „Unserseits gibt es selbstverständlich keine Zensurvorgaben, das würde unseren Werten und im Grundgedanken auch jenen des Pride völlig widersprechen.“ Konsequenzen zog man daraus jedoch keine, man wolle sich im konkreten Fall nicht einmischen. Offenbar gibt es keine firmeninternen ethischen Richtlinien als Handlungsanleitung für Sponsoring.
Anscheinend auch nicht bei Almdudler, wo man in entwaffnender Offenherzigkeit bekennt: „In meiner Rolle als Sponsor sehe ich meine Anforderungen an die Veranstalter in der Umsetzung von qualitativ hochwertigen Events, die reibungslos über die Bühne gehen.“ Solche authentischen und aufrichtigen Aussagen sind mir auf jeden Fall lieber als die Heuchelei und verlogenen Lippenbekenntnisse der ERSTE Group.
Coca-Cola lavierte zwischen diesen beiden Polen herum und wollte sich bezüglich ethischer Standards ebenfalls nicht festlegen, sondern bat lapidar „um Verständnis, dass Coca-Cola sich in interne Angelegenheiten nicht einmischt bzw. sich dazu nicht äußern kann.“
Eine solche windelweiche Haltung vertritt auch Stadtrat Jürgen Czernohorszky, den ich ebenfalls um Stellungnahme ersuchte. Immerhin gewährt sein Ressort einer Organisation, die derartige Zensur ausübt, eine Förderung in der Höhe von € 900.000,–.