11. ILGA-Weltkonferenz in Wien
Nach 1983 findet die ILGA-Weltkonferenz wieder in Wien statt. Die HOSI Wien ist die erste Organisation, die die ILGA-Weltkonferenz ein zweites Mal ausrichtet. Es sollte nicht die letzte sein. Ich engagiere mich wieder im Organisationsteam. Ein ausführlicher Konferenzbericht findet sich in den LN 4/1989, S. 13–27 + Foto-Mittelteil.FOTOS (S/W): ARCHIV HOSI WIEN/JOSEF GABLER
Hochzeitsumzug
Weltweit Urmutter aller „Aktionen Standesamt”: Im Rahmen der „Warmen Woche“ geben sich ein lesbisches und ein schwules Paar nach einem Hochzeitsumzug durch die Wiener Innenstadt am Graben das Ja-Wort. Ich fahre als Motorradeskorte hinter dem Zug her (vgl. LN 3/1989, S. 6 ff + Foto-Mittelteil, sowie LN 4/2009, S. 19 ff).FOTOS: ARCHIV HOSI WIEN/JOSEF GABLER
Buchpräsentation
Im Rahmen der Warmen Woche ‘89 findet im HOSI-Zentrum eine Jubiläums-Soirée aus Anlass des 10. Geburtstags der HOSI Wien statt. Bei der Gelegenheit wird das eben erschienene Buch Homosexualität in Österreich präsentiert. Die HerausgeberInnen – MICHAEL HANDL, GUDRUN HAUER, FRIEDRICH NUSSBAUMER, DIETER SCHMUTZER und ich – sowie Gastautorin Rotraud Perner lesen aus ihren Beiträgen (vgl. LN 3/1989, S. 6 ff).FOTO: WALTRAUD RIEGLER
Vortrag über Osteuropa
Im Juni 1989 feiert man in Turin 20 Jahre L'orgoglio lesbico e omosessuale (auf gut deutsch: „Gay Pride") mit einer Veranstaltungsreihe im Teatro Juvarra. An einem der Abende referieren RYSZARD ZIOBRO von der Gruppe ETAP in Breslau und ich über die Lage der Homosexuellen in Osteuropa («Gli omosessuali e la Perestroika»). Auch überregionale Medien berichten darüber (siehe Faksimile aus La Stampa).Kurts Leidartikel LN 2/1989
Die HOSI Wien feiert ihre ersten zehn Jahre. Wer hätte das gedacht!Internationales AIDS-Hilfe-Treffen in Wien
1989 organisierte die Österreichische AIDS-Hilfe (ÖAH) in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die erste internationale Tagung über die Rolle und Bedeutung von nichtstaatlichen Organisationen im Kampf gegen AIDS. Dieses Treffen in Wien legte den Grundstein für die internationale und europäische Vernetzung von AIDS-Hilfe-Organisationen und die spätere Gründung von ICASO und EuroCASO. In den LN 2/1989 berichtete ich exklusiv darüber.Rosa Wirbel gegen Amnesty International
Es dauerte fast 20 Jahre, die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International dazu zu bewegen, homosexuelle Verfolgte in ihr Mandat aufzunehmen. Die HOSI Wien beteiligte sich sowohl national als auch international an den entsprechenden Lobbying-Bemühungen. Unterstützt wurde sie dabei von der Aktionsgruppe Rosa Wirbel, die im Herbst 1988 zweimal auf den Plan trat, um die österreichische AI-Sektion diesbezüglich zu piesacken, wie ich in den LN 1/1989 berichtete.Ministerbüro-Besetzung
Fünf Aktivisten des Rosa Wirbels besetzen am Welt-AIDS-Tag das Büro von Familienministerin Marilies Flemming (ÖVP), weil sie im Alleingang eine Teilreform der antihomosexuellen Strafrechtsparagrafen verhindert hat (vgl. LN 4/88, S. 4 ff). Die vier anderen Mitbesetzer sind ALFRED GUGGENHEIM (1926–2014), FRIEDL NUSSBAUMER, MICHAEL HANDL und RUDOLF KATZER. Ich benutze das ministerielle Telefon, um mit den Medien zu sprechen. Nach vier Stunden ist Flemming bereit, die Besetzer auf neutralem Boden zu treffen. Am 7. Dezember nehmen dann REINHARDT BRANDSTÄTTER und ich einen offiziellen Gesprächstermin als HOSI-Wien-Vertreter bei Flemming wahr – vgl. LN 1/1989, S. 13 ff, und Beitrag hier.FOTOS: ARCHIV HOSI WIEN
Rosa Stachel löckt wider Amnestys Haltung
Seit Jahren weigert sich Amnesty International, wegen ihrer Homosexualität Verfolgte als Gewissensgefangene anzuerkennen. Ich nütze eine Veranstaltung, bei der Arik Brauers Bild „Wo bleiben die Menschenrechte?" präsentiert wird – der Erlös aus dem Verkauf der Drucke soll AI zugutekommen –, um auf diese diskriminierende Haltung von AI aufmerksam zu machen – vgl. LN 1/1989, S. 25 ff, und Beitrag hier.Rosa Wirbel im Parlament
Die Reform der anti-homosexuellen Strafrechtsparagrafen im Rahmen einer Novelle des Jugendgerichtsgesetzes war eigentlich schon paktiert, auch mit der ÖVP. Doch dann intervenierte ein Bischof telefonisch bei ÖVP-Ministerin Marilies Flemming, woraufhin diese ihr Veto im Ministerrat einlegte. MICHAEL HANDL, FRIEDL NUSSBAUMER und ich protestieren auf der Besuchergalerie des Nationalrats. Ein Transparent („Weg mit den Homosexuellen-§§!") wird entrollt, Flugblätter ins Plenum abgeworfen, Parolen skandiert – vgl. LN 1/1989, S. 9 ff, sowie Beitrag hier.Homo-Skandal Palme-Mord
Im Februar 1986 war der schwedische Ministerpräsident Olof Palme auf offener Straße in Stockholm erschossen worden. Zweieinhalb Jahre später haben die ohnehin ziemlich merkwürdigen Vorgänge rund um die polizeilichen Ermittlungen auch noch einen Homo-Skandal produziert. Eine Krimi-Story, wie sie das berühmte schwedische Autorenduo Maj Sjöwall und Per Wahlöö nicht besser erfinden hätte können. In einem Beitrag in den LN 4/1988 fasste ich die Ereignisse zusammen.Kurts Leidartikel LN 4/1988
ÖVP-Familienministerin Marilies Flemming zählt, neben ihrer Parteikollegin Maria Fekter, zum Dümmsten, was sich in den letzten 40 Jahren in der österreichischen Innenpolitik getummelt hat. 1988 verhindert sie im Alleingang – im Auftrag eines katholischen Bischofs – die Reform des § 209 StGB.Kurts Leidartikel LN 3/1988
Der hinhaltende Widerstand der Politik gegen die Abschaffung der diskriminierenden Strafrechtsparagrafen hat auch negative Auswirkungen auf die AIDS-Prävention. Bereits 1988 kündigen sich radikalere Methoden im Kampf gegen die Borniertheit der PolitikerInnen an.ILGA-Tagung in Oslo
Mini-Kundgebung vor der österreichischen Botschaft. Die norwegische Polizei erlaubt maximal zehn DemonstrantInnen vor Botschaften. Dem österreichischen Botschafter werden Protestschreiben für die Mitglieder der Bundesregierung übergeben (vgl. LN 3/1988, S.53 ff). Ich stehe ganz links, neben mir im Bild ILGA-Generalsekretär JEAN-CLAUDE LETIST (1946–1990) und WALTRAUD RIEGLER, 3. v. r.Kurts Leidartikel LN 2/1988
Von Anfang an ist die HOSI Wien mit dem politischen Christentum bzw. dem politischen Katholizismus konfrontiert: Die römisch-katholische Kirche versucht mit großer Vehemenz, ihre Glaubensdoktrinen durchzusetzen und allen BürgerInnen aufzuzwingen. Die Trennung von Kirche und Staat gibt es nur in der Theorie.SS-Arzt Dr. Værnet – Über die Experimente an homosexuellen Häftlingen im KZ Buchenwald
Aus Anlass der 50. Wiederkehr des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland befasste sich die LN-Ausgabe 2/1988 ausführlich mit dem Thema Homosexuellenverfolgung im Dritten Reich (und danach), wobei der Schwerpunkt auf die Rolle von Ärzten und der Medizin gelegt wurde. Ich berichtete über den dänischen SS-Arzt Carl Værnet, der im KZ Buchenwald medizinische Versuche an Homosexuellen durchführte.Erste ILGA-Regionalkonferenz
Sie ist ein historisches Ereignis: die erste ILGA-Regionalkonferenz für Ost- und Südosteuropa in Budapest, damals noch Ostblock hinter dem Eisernen Vorhang. Hier lege ich meine Arme um ANDRZEJ SELEROWICZ, neben mir die AktivistInnen SUZANA TRATNIK aus Jugoslawien sowie RICHARD PRŮŠA und JAN LÁNY (stehend) aus der ČSSR (vgl. LN 1/1988, S. 33 ff).FOTO: JOHN CLARK