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Turku – Europäische Kulturhauptstadt 2011: Tom of Finland kehrt heim!

Veröffentlicht am 23. September 2011
In den LN 4/2011 berichtete ich über die Ausstellung „Tom kehrt heim“ in der finnischen Hafenstadt Turku. Die Europäische Kulturhauptstadt 2011 widmete Tom of Finland, einem ihrer größten Söhne, eine Retrospektive.

Das Plakat zur Ausstellung

Die Broschüre zur Ausstellung

Im Rahmen ihres Programms als Europäische Kulturhauptstadt ehrt die finnische Hafenstadt Turku dieses Jahr einen ihrer wohl berühmtesten Söhne mit einer Retrospektive: Touko Laaksonen, besser bekannt als Tom of Finland, wurde 1920 in der Nachbargemeinde Kaarina, heute praktisch ein Vorort der Stadt, geboren. 1991 verstarb er in Helsinki, weshalb sein 20. Todestag in diesem Jahr einen weiteren Anlass für die Ausstellung darstellt.

Programmatisch nennt sich die umfassende Retrospektive, die bereits am 16. Jänner eröffnet wurde und noch bis 18. Dezember 2011 zu sehen ist, „Tom palaa kotiin!“ – „Tom kehrt heim!“ Und das ist wohl auch im übertragenen Sinn gemeint: Er kehrt nicht nur mit dieser Ausstellung in seine Heimatstadt, sondern auch in den Mainstream der finnischen Gesellschaft heim. Seine Werke sollen auch einem nicht-schwulen Publikum nähergebracht werden. Vielleicht war dies auch der Hintergedanke, warum die Tom of Finland-Schau mitten in die Hauptausstellung „Liisa Ihmemaassa“ – Alice im Wunderland – im Logomo, der neuen, extra für die Kulturhauptstadt-Aktivitäten zur Ausstellungshalle umgebauten ehemaligen Werkshalle der finnischen Staatsbahnen hinter dem Bahnhof von Turku, hineingestellt worden ist.

Das ist meine wohlmeinende Interpretation, denn irgendwie kam mir das ganze Ausstellungskonzept im Logomo insgesamt etwas zufällig, beliebig und lieblos vor – die dritte Ausstellung zum Thema „Feuer“ wirkt eher wie ein Feuerwehr-Themenpark als eine Kunstausstellung. Die Werke Tom of Finlands waren dann auch auf den drei Stellwänden ziemlich dicht aneinander gehängt. Überraschend, wie kleinformatig manche von ihnen sind. Man hat sie größer „in Erinnerung“, aber offenbar wurden sie in den Tom of Finland-Bildbänden teilweise auch größer reproduziert, als sie im Original tatsächlich sind.

Die Retrospektive umfasst Laaksonens komplette Schaffensperiode und beginnt in der Tat mit seinen Kinderzeichnungen. Wer mit seinem Werk vertraut ist, kennt natürlich alle Zeichnungen und Bilder. Es sind keine dabei, die nicht schon veröffentlicht worden wären. Übrigens: Ob Bundespräsident Heinz Fischer ebenfalls durch die Ausstellung geführt wurde, als er im Rahmen seines zweitägigen Staatsbesuchs in Finnland am 9. September auch das Logomo besichtigte, ist nicht überliefert…

Es lohnt sicher wohl eher nicht (außer für extreme Hard-Core-Fans des finnischen Künstlers), extra wegen der Tom of Finland-Ausstellung nach Turku zu fahren, aber der Norden ist ja immer (auch) eine (Kurz-)Reise wert. Und bis 8. Jänner 2012 ist im Kunstmuseum Turku immerhin noch als weiterer Kulturhauptstadt-Höhepunkt eine Ausstellung mit Werken des schwedischen Malers Carl Larsson (1853–1919) zu sehen.

Es liegt auch nahe, eine Reise nach Turku mit einem Aufenthalt in Stockholm und/oder Helsinki zu kombinieren. In Stockholm etwa zeigt das Museum für Fotografie, kurz „Fotografiska“, noch bis 2. Oktober 2011 (da müsste man sich jetzt allerdings beeilen!) eine Robert Mapplethorpe gewidmete Werkschau. Sie präsentiert fast 200 Fotografien des US-Künstlers, dessen Schaffen zum Teil ebenfalls Ikonen explizit schwuler Kunst geworden sind. Mapplethorpe (1946–1989) ist übrigens heuer wie Tom of Finland ein „runder Jubilar“.

Überhaupt ist ja die Fahrt mit der Fähre von Stockholm nach Turku – durch den Schärengarten der schwedischen Hauptstadt, den 6700 Inseln umfassenden Åland-Archipel und die Turku vorgelagerte Inselwelt – zumindest bei schönem Wetter eine der traumhaftesten Schiffsreisen der Welt. Unter der Woche, wenn nicht so viele finnische und schwedische „Vodka-TouristInnen“ die Riesenfähren frequentieren, bekommt man das Ticket für die elfstündige Überfahrt mit der Tallink Silja Line etwa schon um wohlfeile € 13,–!

Direktflüge ab Wien gibt es nach Turku nicht, da muss man etwa in Kopenhagen umsteigen, oder man fliegt mit Air Baltic über Riga. Alternativ bietet sich ein Direktflug mit der Billig-Airline Wizz Air ab/bis Budapest an. Ich hatte Glück und ergatterte ein Ticket Turku–Budapest um € 27,– (Endpreis inklusive sämtliche Gebühren).

 

Nachträgliche Anmerkung:

Wizz Air hat die Strecke Budapest-Turku mittlerweile eingestellt. Auch die Umsteigeverbindung via Kopenhagen besteht nicht mehr. Am besten erreicht man Turku derzeit via Stockholm oder Helsinki.