Island: Orthodoxe Kirche knallt durch
Fréttablaðið-Herausgeber Ólafur Stephensen war es jedenfalls peinlich, das Inserat veröffentlicht zu haben. Er nannte dann auch sofort den Auftraggeber: Es war die russisch-orthodoxe Kirche in Island. Daraufhin erklärte deren Pfarrer Timur Zolotuskij, er habe auf eigene Initiative gehandelt und nicht im Namen seiner Kirche. Das Inserat habe er deshalb anonym geschaltet, weil er nicht seinen Namen unter „das Wort Gottes“ setzen wollte. Dieser Vorfall zeigt einmal mehr, dass die Kirchen und Religionsgemeinschaften wieder überall in der Welt Morgenluft wittern und die Menschenrechte überall, wo es nur geht und man sie lässt, aushebeln und unterminieren wollen.
Und so muss es wohl eine göttliche Fügung gewesen sein, dass Reykjavíks Bürgermeister Jón Gnarr, der seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren an der Parade in seiner Stadt als Drag-Queen teilnimmt (vgl. LN 4/2011, S. 21 ff), heuer für seine Teilnahme in Solidarität mit den vom Putin-Regime und der russisch-orthodoxen Kirche verfolgten Pussy-Riot-Aktivistinnen ein entsprechendes Outfit vorbereitet hatte. Deutlicher hätte man den Machtanwandlungen der russisch-orthodoxen Kirche in Island und weltweit nicht entgegentreten können.