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Mein Engagement in der HOSI Wien

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  4. Mein Engagement in der HOSI Wien

Die Anfänge der HOSI Wien ganz allgemein und wie ich 1979 zur Gruppe gestoßen bin, schildere ich in einem Beitrag an anderer Stelle. Er ist etwas ausführlicher ausgefallen, da ich denke, sie sind den meisten LeserInnen unbekannt und könnten sie interessieren.

Ich selber engagierte mich in den Anfangszeiten sofort bei den LAMBDA-Nachrichten, kümmerte mich alsbald um die internationalen Kontakte und wurde bereits 1980 Auslandssekretär der HOSI Wien, nahm an den meisten Demos teil und war schon damals auch ein bisschen Mädchen für alles, speziell im Sinne von praktischen Tätigkeiten, etwa Büroarbeiten. Weniger engagiert war ich hingegen bei den Instandsetzungsarbeiten des Lokals in der Novaragasse, was einerseits meinen sehr begrenzten handwerklichen Fähigkeiten sowie andererseits meiner Abwesenheit aus Wien während des Sommers geschuldet war.

In den folgenden Jahrzehnten habe ich in vielen Arbeitsbereichen des Vereins mitgearbeitet, vor allem beim politischen Lobbying sowie bei zahlreichen Einzelprojekten:

 

Politisches Lobbying

Jedes einzelne der vier großen „politischen“ Projekte, die die HOSI Wien federführend betrieben hat –

Strafrechtsreform,

Anerkennung der homosexuellen NS-Opfer,

Antidiskriminierungsgesetzgebung und

eingetragene Partnerschaft

– hat bis zum erfolgreichen Abschluss jeweils über 20 Jahre intensives und konsequentes Lobbying erfordert. Da war es nicht damit getan, ein paar Briefe zu schreiben und ein paar Gespräche mit PolitikerInnen zu führen. Es bedurfte vielmehr eines wirklich langen Atems und einer hohen Frustrationsschwelle. Positiver Nebeneffekt des kontinuierlichen Einsatzes war indes der Erwerb einer großen Expertise und eines umfassenden Spezialwissens auf dem jeweiligen Gebiet. Beim Überarbeiten der Chroniken zu den einzelnen Projekten (aufrufbar über die Links in diesem Absatz), die ich ja bereits für die Website der HOSI Wien zusammengestellt habe, bin ich selber wieder erstaunt, ja beeindruckt gewesen, mit welchem Engagement und Ideenreichtum die HOSI Wien und ihre MitstreiterInnen über all die Jahre hinweg gegen den erbitterten Widerstand von ÖVP und FPÖ letztlich doch auf allen Linien den Menschenrechten zum Durchbruch verholfen haben. Die beiden Parteien haben große Schuld auf sich geladen und müssten sich eigentlich bei Österreichs Lesben und Schwulen dafür entschuldigen!

 

Internationales

Wie an anderer Stelle berichtet, knüpfte die HOSI Wien bereits 1980 erste internationale Kontakte, nicht zuletzt in Zusammenhang mit den Wiener Festwochen alternativ am Reumannplatz (vgl. LN 2/1980, S. 21, und LN 3–4/1980, S. 10 f). Ich kümmerte mich von Anfang an federführend um diese Kontakte und pflegte besonders intensive zu den schon lange bestehenden und etablierten Schwulen- und Lesbenorganisationen in Skandinavien und den Niederlanden. Besonders engagiert protestierte in jener Zeit der schwedische Verband RFSL gegen die „mittelalterliche“ Gesetzeslage in Österreich (vgl. LN 3/1982).

Ab 1981 habe ich als HOSI-Wien-Vertreter regelmäßig an Welt-, Europa- sowie Ost- und Südosteuropa-Tagungen der ILGA teilgenommen – vermutlich halte ich mit insgesamt 52 Teilnahmen sogar den Allzeitrekord unter allen AktivistInnen weltweit.

Ab diesem Zeitpunkt war ich für die HOSI Wien in viele internationale Projekte involviert. Details dazu in der Abteilung über mein internationales Engagement.

 

Kulturelles

Bei den kulturellen Aktivitäten beschränkte sich mein Beitrag – aufgrund meines völligen Mangels an künstlerischem Talent (hier entspreche ich ebenfalls überhaupt nicht dem schwulen Klischee) – in erster Linie auf begleitende PR-, organisatorische oder sonstiger Arbeit, etwa das Korrekturlesen von Programmheften etc.

Diese Arbeiten konnten indes mitunter sehr umfangreich sein, z. B. bei den sechs beachtlichen Lesben- und Schwulenfilmfestivals, die die HOSI Wien 1987, 1988, 1989, 1990, 1993 und 1994 – lange vor dem Queer-Filmfestival identities – gemeinsam mit dem Wiener MOVIE- bzw. später dem Schikaneder-Kino veranstaltete und in deren Organisation ich jeweils involviert war. Mit von der Partie war stets Leo Moser vom Kino; FRIEDRICH NUSSBAUMER arbeitete bei den ersten fünf Festivals mit, sein Lebensgefährte MICHAEL HANDL (1965–1992) bei den ersten vier Ausgaben, WALTRAUD RIEGLER verstärkte das Team zweimal (1989 und 1990), HELGA SCHÖPFLEUTHNER einmal (1990) und GÜNTER TOLAR ebenfalls einmal (1993); 1994 gehörten dem Orga-Team neben Leo und mir ELKE SCHÜTTELKOPF und ALKIS VLASSAKAKIS an. Ausführliche Berichte in folgenden LN-Ausgaben:

Gay Filmfestival 13. bis 26. November 1987 im MOVIE-Kino: 1/1988 S. 12 ff

Gay Filmfestival 11. November bis 1. Dezember 1988 im MOVIE-Kino: 1/1989, 29 ff

Gay Filmfestival 10. bis 30. November 1989 im MOVIE-Kino: 1/1990, S. 12 f

Gay Filmfestival 23. November bis 13. Dezember 1990 im Schikaneder-Kino: 1/1991, S. 13 ff

Gay Filmfestival 22. April bis 13. Mai 1993 im Schikaneder-Kino: 2/1993, S. 24 ff, und 3/1993, S. 33

Lesbisch-Schwule Filmwochen 15. April bis 12. Mai 1994 im Schikaneder-Kino: 2/1994, S. 39 f, und 3/1994, S. 23 f.

Erste Ausgabe der LAMBDA-Nachrichten 1979

Bis zur Ausgabe 1/2018 arbeitete ich 40 Jahrgänge lang an jeder Ausgabe mit.

Am 23. September 1992 trafen WALTRAUD RIEGLER, GUDRUN HAUER und ich mit Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) zu einem Gespräch zusammen.

FOTO: KURT KRICKLER

Am 6. März 2007 hatte die HOSI Wien einen Termin bei Justizministerin Maria Berger (SPÖ), die das Projekt eingetragene Partnerschaft schließlich erfolgreich anstoßen sollte.

FOTO: ALBIN DEARING

Eine Woche zuvor, am 27. Februar 2007, traf die HOSI Wien mit ÖVP-Parteivorsitzendem Josef Pröll zusammen.

FOTO: DANIEL KAPP

Bei der zweiten I(L)GA-Konferenz, an der ich teilnahm, im August 1981 in Stockholm. Links neben mir BRAM POL aus den Niederlanden.

Bei der ersten ILGA-Regionalkonferenz für Ost- und Südosteuropa in Budapest im November 1987.

FOTO: JOHN CLARK

Als Modell für Gudrun Stockinger für ihre Fotoserie „Ich küsse Ihre Hand, Madame“

Die Foto-Ausstellung von Gudrun Stockinger war allerdings eine Ausnahme – für sie stand ich auch als „Model“ zur Verfügung (vgl. LN 1/1983, S. 21 f).

 

NS-Gedenken

Im Laufe der letzten 35 Jahre gab es – neben dem Kampf um Anerkennung der homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus auch zahlreiche Initiativen und Projekte zur Aufklärungs- bzw. Gedenkarbeit, bei denen ich sehr aktiv engagiert war – Einzelheiten finden sich auf der entsprechenden Abteilung dieser Website.

 

AIDS

Ab 1983 leistete ich dann auch meinen Beitrag im Kampf gegen HIV/AIDS (siehe Kapitel hier).

 

HOSI-Zentrum

2010 – eigentlich wollte ich nach meinem 50er etwas leiser treten und mich allmählich aus der HOSI-Wien-Arbeit zurückziehen – „schlitterte“ ich dann quasi in ein neues, für mich zeitaufwendiges Projekt hinein: das „Gugg“. Nach dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten in der Heumühlgasse und der Renovierung des Lokals (vgl. LN 3/2010, S. 6 f) wurde ich 2011 (ehrenamtlicher) gewerberechtlicher Geschäftsführer des Gugg und blieb dies bis zu meinem Ausscheiden aus der HOSI Wien im Mai 2018. Vor allem half ich in all den Jahren als Kellner beim Thekendienst mit. Zwar hatte ich im alten HOSI-Zentrum in der Novaragasse ebenfalls häufig Bardienst gemacht, aber im Gugg nahm dies das Ausmaß einer (unbezahlten) Teilzeitbeschäftigung an. Allein zu den Öffnungszeiten kam ich in den acht Jahren auf insgesamt 5400 Stunden hinter der Theke – zusätzlich zu den vielen anderen Stunden, die ich außerhalb der Öffnungszeiten für diverse Arbeiten im Lokal verbrachte.

 

ANMERKUNG: Detaillierte Informationen zu den einzelnen Arbeitsbereichen – speziell über das internationale Engagement und den Kampf gegen HIV/AIDS – werde ich im Laufe der nächsten Monate auf dieser Website ergänzen. Ich ersuche um etwas Geduld.

Gedenkstein in Mauthausen (1984)

Beim Aufräumen nach einem Fest im „Gugg“

FOTO: GERHARD LIEDL

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) besuchte am 30. September 2017 das „Gugg“ im Zuge seiner Wahlkampftour.

FOTO: GIOVANNI REICHMANN