Jörg Haider und kein Ende – Auch das noch: Zickenkrieg der Witwen!
Wir waren wohl etwas voreilig, dass wir unseren Bericht zum Ableben Jörg Haiders in der letzten Ausgabe der LAMBDA-Nachrichten (S. 27 f) optimistisch mit „Ein letzter Medienhype“ betitelten, denn zwei Monate nach seinem Unfalltod gab es schon wieder einen Medienhype um ihn – diesmal ausgelöst von Claudia Haider, die offenkundig stinksauer ist, dass Stefan Petzner ihr die Witwenrolle streitig machen wollte. O-Ton Claudia Haider in einem Interview mit der Illustrierten BUNTE (# 51 vom 11. Dezember 2008) zur Aussage Petzners, er habe mit Jörg Haider seinen „Lebensmenschen“ verloren: „Die beiden hatten ein korrektes Arbeitsverhältnis. Ich sage dazu nur: Verwirrte Geister gebären schräge Gedanken. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Alles andere erübrigt sich.“ No, prack! Das saß!
Die unlustige Witwe
Dieser Zickenkrieg der Witwen wäre ein toller Stoff für eine Seifenoper – absolut fabulös! In diesem Interview dementierte Claudia Haider die BUNTE-Frage „War Ihr Mann homosexuell?“ ebenso energisch wie unumwunden: „Nein, mein Mann war nicht homosexuell! (…) Früher haben Jörg und ich immer über die Gerüchte gelacht. Er hat sich immer gut dagegen gewehrt.“ Und weiter: „Was mich besonders kränkt, ist, dass posthum, wo er sich nicht mehr wehren kann, sein Leben abenteuerlich interpretiert wird. Die Spekulationen um ihn schossen ins Kraut und wurden auch bedient.“
Merkwürdig: Jörg Haider hat sich zu Lebzeiten nie wirklich gegen die Gerüchte gewehrt, sondern sie einfach ignoriert und abprallen lassen. Und die posthumen Gerüchte haben ja nicht die bösen Medien oder die politischen Gegner in die Welt gesetzt, sondern wurden eindeutig von Petzner angeheizt. Und warum Claudia Haider zwei Monate nach dem Tod ihres Mannes, als der Medienhype um die „Lebensmensch“-Beziehung zu Petzner ohnehin schon längst wieder vorbei war, die Sache im BUNTE-Interview erneut anfachte, ist schwer nachzuvollziehen – man reibt sich die Augen und fragt sich entgeistert, was wohl in sie gefahren sei. Aber vermutlich ist das wirklich nur damit zu erklären, dass sie sich durch Petzners Verhalten in ihrer Witwenrolle angegriffen und gekränkt fühlte. In solchen emotionalen Situationen setzt offenbar der Verstand aus.
Jedenfalls schon erstaunlich, wie freimütig sie über die Gerüchte redet. Ihr kommt sogar das H-Wort über die Lippen! In früheren Zeiten war das noch ganz anders. Man erinnere sich an das legendäre jenseitige Interview Claudia Haiders in NEWS # 19 vom 11. Mai 2000 – nach dem Outing Haiders durch Jochen Herdieckerhoff in der Berliner taz im März 2000. Damals gelang es NEWS, ein halbseitiges Interview über Gerüchte zu führen, ohne diese jemals zu benennen. Es war wirklich monströs und grotesk, welche Blüten diese Tabuisierung damals noch trieb. Auf die verklausulierte Frage „Wie gehen Sie als Ehefrau eigentlich mit den privaten Gerüchten um?“ antwortete Claudia Haider tapfer: „Dem politischen Gegner ist wohl keine Lade zu tief und kein Aspekt zu unappetitlich. Ich sage dazu sicher nichts. Weil es mir ganz einfach zu blöd ist und ich unhaltbare Gerüchte nicht auch noch durch Kommentare aufwerten möchte.“ Wer damals kein Vorwissen um die Gerüchte hatte, wusste nicht, wovon die da redeten. Aber schon damals übersah Frau Haider, dass ihr Gatte nicht vom politischen Gegner geoutet worden war.
Insofern ist das nunmehrige BUNTE-Interview im Vergleich dazu ein echter Fortschritt, und natürlich walzte es die Fellner-Presse, allen voran ÖSTERREICH und NEWS, in der Folge genüsslich in aller Breite aus. Und Frau Haider legte noch ein Schauferl nach, indem sie an der offiziellen Version über den Unfallhergang plötzlich Zweifel anmeldete – sicherlich ein Ablenkungsmanöver, mit dem vermutlich auch bezweckt wird, Jörg Haider bis zu den Kärntner Landtagswahlen am 1. März 2009 einer nekrophilen Verwertung zuzuführen und noch einmal als Wahlkampf-Zugpferd einzuspannen. Und da soll natürlich der Makel des betrunkenen Autorasers das Möchtegern-Image des BZÖ als Saubermännerpartei nicht beflecken. Jedenfalls steht zu befürchten, dass Haider immer noch nicht ganz weg ist, sondern als untoter Wiedergänger auch bei den Kärntner Wahlen erst recht wieder da sein wird.
Das Haider-Komplott
Claudia Haiders desperate Volten lösten allerdings nicht nur allgemeines Kopfschütteln und Mitleid aus, sondern – trotz aller Appelle an Pietät und Anstand (tja, seit der Kritik an Innenministerin Liese Prokop nach deren Tod sind da offenbar wirklich die letzten Hemmungen und Schranken gefallen, und das ist gut so!) – auch Hohn und Spott, etwa in Günter Traxlers Blattsalat im Standard (20. 12. 2008). Apropos Spott: Über die solariumsverbrannte Heulsuse Petzner amüsierte sich auch der Falter in der Best-of-Böse-BÖSTERREICH-Beilage seiner Weihnachtsausgabe königlich.
Dass die Boulevardpresse die Verschwörungstheorien um Haiders Tod bedient, war natürlich zu erwarten, ist aber dennoch ekelhaft. Vielleicht steckt aber doch Claudia hinter Jörgs Tod? Vielleicht konnte sie Jörgs schwule Affären nicht länger ertragen und hat, weil sie sich eben nicht scheiden lassen wollte, jemand gedungen, um Jörg im Klagenfurter Schwulenlokal Zum Stadtkrämer Alkohol ins Mineralwasserglas zu schütten, ohne dass Jörg es merkte? Natürlich ist das völliger Unsinn, aber auf jeden Fall noch glaubhafter als die Vermutung, Haiders Unfall sei ein Anschlag gewesen, womöglich ein Komplott des israelische Geheimdienstes, oder was sonst an abstrusen Verschwörungstheorien kolportiert wird.
HOSI-Wien-Aussendung meistabgerufene des Jahres
Haider hat übrigens durch seinen Tod auch der HOSI Wien noch zu einem Rekord verholfen. Denn nach seinem Unfall und das Outing Petzners als sein „Lebensmensch“ wurde unsere Medienaussendung vom 5. August 2008 mit dem Titel „Ist Jörg Haider schwul?“ unter den mehr als 120.000 OTS-Aussendungen des Jahres 2008 zur meistaufgerufenen Meldung auf dem OTS-Website www.ots.at, wie die Austria-Presse-Agentur (APA) in einer Aussendung am 19. Dezember (OTS0222) mitteilte. Als die FPÖ im Nationalratswahlkampf das BZÖ in untergriffigen Aussendungen quasi als „warmen Haufen“ hinstellte und damit die Diskussion über Jörg Haiders Homosexualität neu entfachte, nahmen wir dies damals zum Anlass, in einer relativ kurzen Aussendung über das Original-Text-Service (OTS) der APA auf unsere Website-Unterabteilung über das Haider-Outing im März 2000 hinzuweisen.
Dies erklärt auch den historischen Rekord an Zugriffen auf die HOSI-Wien-Homepage, über die wir schon in den letzten LN berichteten: Die Zahl der monatlichen Zugriffe stieg im Oktober 2008 mit 85.000 unique visits auf das Zehnfache des üblichen Werts.