Was für eine hysterische Aufregung herrscht da seit letzter Woche wegen der Entscheidung der European Broadcasting Union (EBU) am 4. Dezember, Israel nächstes Jahr nicht vom Eurovision Song Contest (ESC) in Wien auszuschließen (vgl. Mitteilung hier)! Wie ohnehin bereits in den Wochen und Monaten davor quollen Onlineforen, Internetblasen und (a)soziale Medien abermals über mit Boykottaufrufen und denselben schon hundert- und tausendfach abgesonderten falschen Behauptungen, Missverständnissen und Fake-News. Okay, vom gewöhnlichen Kampfposter, der in der Regel vermutlich seit Jahrzehnten kein Geschichtsbuch und keinen Atlas in der Hand hatte und daher völlig ahnungslos irgendeinen Unsinn raushaut, ist nichts anderes zu erwarten – und man kann ihn getrost ignorieren.
Wobei ich inzwischen geneigt bin, zu vermuten, dass sich die Leute absichtlich blöd stellen, wenn sie immer noch fragen, warum Israel überhaupt am ESC teilnehmen darf, wo das Land doch gar nicht in Europa liege. Warum stellen sie nicht einfach eine kurze und schnelle Anfrage an die KI, bevor sie mit dieser saudummen Frage den anderen Postern auf die Nerven gehen? Israel hat seit 1973 (!) schon 47mal teilgenommen, dabei schon viermal gewonnen und dreimal den Bewerb ausgerichtet. Und jetzt, 52 Jahre später, fragen Leute ernsthaft, ja darf denn Israel aus geografischen Gründen überhaupt dabei sein?
Wer seit 1980 nur einen einzigen ESC gesehen hat, dem muss doch aufgefallen sein, dass auch andere Länder teilnehmen, die geografisch nicht in Europa liegen, z. B. Marokko, Zypern, Armenien, Aserbaidschan, Georgien – oder gar Australien, das ja ein besonderer Fall ist.
Dass sich aber nicht einmal selbsternannte „seriöse“ Journalisten und Journalistinnen mit dem banalsten ESC-Grundwissen vertraut machen, bevor sie über den ESC schreiben, zeigt einmal mehr deutlich den Niedergang dieser Branche.
Bezeichnend dafür ist die nicht und nicht ausrottbare Mär, dass Staaten als solche antreten und nicht Rundfunkanstalten. Also hier nochmals zum Mitschreiben für die Kollegen: Voraussetzung für die Teilnahme ist die Mitgliedschaft in der EBU, einem Zusammenschluss unabhängiger öffentlich-rechtlicher („public service“) Rundfunkanstalten. Beim ESC tritt also nicht die Republik Österreich, sondern der ORF an.
Bei der EBU sind übrigens auch etliche arabische Sender Mitglied, etwa aus Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Jordanien oder dem Libanon. Diese TV-Anstalten könnten ebenfalls beim ESC antreten, tun es aber nicht, weil die Regel besagt, dass die gesamte Show mit allen Gesangsbeiträgen übertragen werden muss, also auch der Auftritt Israels, was in den arabischen Ländern aber nicht möglich ist. Nur einmal, 1980, ist Marokko angetreten. Israel setzte in dem Jahr aus, weil der Austragungstermin auf einen wichtigen Feiertag fiel. Übrigens kam damals niemand auf die Idee, Marokko auszuschließen, weil es die Westsahara annektiert hatte und völkerrechtswidrig besetzt hielt. Ein Großteil der Bevölkerung wurde nach Algerien vertrieben, wo bis heute fast 200.000 Sahrauis in Flüchtlingslagern leben.
Es werden aufgrund der EBU-Strukturen also grundsätzlich keine Länder ausgeschlossen, etwa weil sie Krieg führen, sondern Rundfunkanstalten, wenn sie gegen Statuten und Regeln der EBU verstoßen. Zu diesen Bedingungen zählen z. B. eben der öffentlich-rechtliche Auftrag und die Regierungsunabhängigkeit eines Senders.
Da der israelische Sender KAN keinen Regelbruch begangen bzw. keinen Ausschlussgrund geliefert hat, konnte die EBU gar keine Abstimmung über einen Ausschluss Israels durchführen. Abgestimmt wurde schließlich nur über neue Regeln betreffend Werbemaßnahmen und Voting-Promotion im Vorfeld des ESC etc. und eine neuerliche Änderung des Punktevergabe-Systems (siehe später), die von der EBU bereits am 21. November bekanntgegeben wurden.
Während KAN ein unabhängiger regierungskritischer Sender ist, der Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ein ziemlicher Dorn im Auge ist, hat sich das russische EBU-Mitglied zu einer reinen Propagandamaschine des Kremls ohne jeden seriösen „public service“-Auftrag entwickelt und wurde 2022 deshalb aus der EBU ausgeschlossen.
Übrigens: Der weißrussische TV-Sender wurde bereits ein Jahr davor ausgeschlossen, wobei Belarus in keine kriegerischen Handlungen verwickelt war. Die Rundfunkanstalt war und ist Sprachrohr und Propagandainstrument von Diktator Aljaksandr Lukaschenka, der 2020–21 die Opposition brutal niederschlagen und viele politische Gegner/-innen ins Gefängnis werfen ließ. Sie strahlte etwa Interviews von Gefangenen aus, die unter Druck und nach Folter gemacht wurden, und beteiligte sich aktiv an der Zerstörung der Meinungsfreiheit im Land, wodurch der Sender gegen die EBU-Statuten verstieß (siehe Mitteilung der EBU vom 28. Mai 2021).
Zuvor war Belarus vom ESC 2021 disqualifiziert worden, weil die angemeldete Band die Pro-Demokratie-Bewegung kritisiert und in ihrem Liedtext verhöhnt hatte (vgl. Mitteilung der EBU vom 26. März 2021).
Und ja, Russland wurde 2022 ausgeschlossen, und ja, es führt einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Aber unmittelbarer Ausschlussgrund war wiederum das mit EBU-Regeln unvereinbare Verhalten des russischen TV-Senders, wie die EBU in ihrer entsprechenden Stellungnahme vom 25. Februar 2022 betont: The EBU is an apolitical member organization of broadcasters committed to upholding the values of public service. Inzwischen waren aber auch international Sanktionen gegen Russland verhängt worden.
Wäre der Angriffskrieg gegen die Ukraine der unmittelbare Auslöser für den Ausschluss Russlands gewesen, hätte das Land schon 2014 ausgeschlossen werden müssen! Wir erinnern uns (hoffentlich): Russland ist im Februar 2014 in den Donbass und die Krim einmarschiert. Bis Ende 2021 forderte die Invasion über 14.000 Todesopfer, darunter 298 Menschen an Bord einer malaysischen Passagiermaschine, die von Russland im Juli 2014 über der Ostukraine abgeschossen wurde.
Zwischen 2014 und 2021 standen Russland und die Ukraine immerhin noch viermal gemeinsam auf der ESC-Bühne! 2015 in Wien wurde die für Russland singende Polina Gagarina sogar zweite – im Jahr nach dem Überfall auf die Ukraine! Die einzigen Proteste gegen sie kamen aus der LSBT-Community, weil Russland Anti-LSBT-Gesetze verschärft hatte. Den militärischen Angriff auf das Nachbarland interessierte keine Sau! Ich war darüber völlig entgeistert, was ich mir in den LN 3/2015 in einem Nachbericht über den Wiener ESC von der Seele schrieb.
Wenn kriegerische Handlungen und Massenmord tatsächlich ein Grund wären, ein Land vom ESC auszuschließen, dann hätte man Russland spätestens 2015 rauswerfen müssen, als es auf Geheiß von Diktator Baschar al-Assad militärisch in den syrischen Bürgerkrieg eingriff, seine Luftwaffe u. a. Aleppo in Schutt und Asche bombte, zehntausende Menschen tötete und Millionen in die Flucht, auch nach Europa, trieb. Das interessierte damals weder die ESC-Blase noch die stalinistischen Alt-Linken noch die wohlstandsverwahrloste bürgerliche Jugend, die heute für die Hamas und die Auslöschung Israels überall in Europa auf die Straße gehen und einen ESC-Boykott gegen Israel fordern. Ich ertrage diese erbärmliche Heuchelei, diese Doppelmoral, dieses zweierlei Maß, diese fanatischen Eiferer, diese vertrottelten und total verpeilten nützlichen Idioten der Hamas einfach nicht mehr.
Weitere Nationen, die Angriffskriege führten und trotzdem am ESC teilnehmen durften:
Die Türkei. Das ist überhaupt ein spezieller Fall. 1974 marschierte die Türkei in Zypern ein und vertrieb mehr als 160.000 griechische, christliche Bewohner aus dem Norden der Insel. Zur Belohnung für diese ethnische Säuberung durfte die Türkei dann 1975 ihr Debüt auf der ESC-Bühne geben.
Das Vereinigte Königreich: 2003 begann das Land einen Angriffskrieg gegen den Irak. Die ESC-Blase could not care less. (Toni Blair musste sich übrigens nie vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten!)
Aserbaidschan: Im September 2023 vertrieb das Land alle verbliebenen rund 120.000 armenischen, christlichen Bewohner aus Bergkarabach ins Mutterland Armenien. Sie werden wohl ebenfalls nie wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Die Sache interessierte die Medien genau einen Tag. Wie in Zypern wurden ja bloß Christen von Muslimen vertrieben, und den Juden konnte man auch keine Schuld geben. Also völlig ungeeignet für rechtschaffene Empörung und hysterischen und obsessiven Aktionismus. 2024 standen die beiden verfeindeten Länder dann wieder gemeinsam friedlich auf der ESC-Bühne.
Wir sehen also: Einen Angriffskrieg zu führen, Massenvertreibung, Massenmord oder ethnische Säuberungen im großen Stil zu begehen ist nie ein Grund gewesen, ein Land vom ESC auszuschließen. Verlangt man nun ausgerechnet einen Ausschluss Israels, das sich gegen den Vernichtungswahn der Hamas verteidigt, ist das bloß eins: lupenreiner klassischer Antisemitismus, wie er im Lehrbuch steht.
Und sage jetzt niemand, aber Gaza sei doch eine ganz andere Dimension! – Nein, ist es nicht. Natürlich ist Gaza auch eine riesige Katastrophe, und die israelische Regierung muss die Siedlergewalt und -tätigkeit im Westjordanland klarerweise sofort abstellen. Aber Israel führt seit dem 7. Oktober 2023 keinen Angriffskrieg. Es geht darum, die Hamas, eine faschistische Terrororganisation, zu entwaffnen und auszuschalten.
Die Hamas weiß, dass sie Israel auf dem Schlachtfeld nicht besiegen kann, daher probiert sie es auf dem Propagandafeld. Sie setzt die eigene Bevölkerung ohne Rücksicht auf Verluste als Schutzschild und Spielfiguren für ihre Propagandaschlacht ein. Sie lässt dafür die eigenen Leute leiden und, wenn es ihrer Sache dient, auch verhungern, um es Israel in die Schuhe zu schieben. Auch die Hamas hat Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an den Geiseln verübt, wie Amnesty International spät, aber doch überprüft und in einem Bericht festgehalten hat.
Der ganze Konflikt läuft seit zwei Jahren nach dem Drehbuch der Hamas ab – und sie ist dabei einigermaßen erfolgreich, weil sie im Westen so viele offene und fanatische Unterstützer hat. Und natürlich dank einschlägiger UN-Organisationen und diverser NGOs, die von der Hamas unterwandert oder infiltriert sind und u. a. das unseriöse Narrativ von einem Genozid verbreiten. Francesca Albanese etwa ist offiziell zwar UN-Sonderberichterstatterin für Palästina, agiert aber eher wie die PR-Beauftragte und Pressesprecherin der Hamas. Aber letztlich wird die Hamas auch diesen Propagandakrieg nicht gewinnen können.
Nicht mehr rational erklärbar ist die blind(wütig)e Unterstützung der Hamas durch Teile der LSBT-Community, speziell auch in der ESC-Blase. Ist es der Kick suizidaler masochistischer Unterwerfungsfantasien? Selbsthass? Da kann wohl nur mehr Dr. Freud helfen. Etliche offen homosexuelle ehemalige ESC-Teilnehmer/-innen haben die Rundfunkanstalten ihrer Länder zu einem Boykott des ESC im nächsten Jahr aufgerufen.
Vorjahressieger Nemo, der heuer in Basel – trotz Israels Teilnahme (soviel zu seiner Glaubwürdigkeit)! – als Zwischen-Act aufgetreten ist, hat sogar seine Sieges-Trophäe an die EBU zurückgegeben. Nemos Auftritt in Basel war übrigens dermaßen grotesk, dass sich viele ernsthafte Sorgen gemacht haben. Für seine jetzige, leicht durchschaubare Intervention wurde er in den sozialen Medien aber eh ordentlich abgewatscht. Geschieht ihm recht. Und die ESC-Trophäe hat Nemo sowieso nicht verdient, denn er hat ja nur wegen der dreisten Jury-Schiebung gewonnen (vgl. meinen Blog-Beitrag vom 19. Mai 2024).
Den Vertretern jener Rundfunkanstalten, die besonders vehement auf den Ausschluss Israels drängen, scheint klar gewesen zu sein, dass KAN nicht wegen der Aktivitäten der israelischen Regierung ausgeschlossen werden kann. Deshalb haben sie ein zweites Argument gegen Israel vorgebracht: Das Land habe heuer beim Tele-Voting im Finale manipuliert und mit unlauteren Werbemethoden die Leute zur Stimmabgabe für den israelischen Beitrag motiviert.
In dieser Frage ist die EBU auf die Israel-Basher zugegangen und hat mit dem Vorschlag für ein neues Wertungssystem deren Unmut kanalisiert.
Heuer gab es in Basel wieder eine sehr auffällige Diskrepanz zwischen den Televoting- und den Jury-Punkten für Israel im Finale. Während Israel vom Publikum 13x die Höchstpunktezahl 12 bekam, gab es nur einmal 12 Punkte von einer Jury, ausgerechnet von jener des muslimischen Aserbaidschans. Insgesamt bekam Yuval Raphael nur 60 Jury-Punkte, aber 297 Televoting-Punkte. Es reichte für den zweiten Platz. Jedenfalls genau dasselbe Muster wie in Malmö im Vorjahr. Es ist schon eine ziemliche Chuzpe, wegen dieser Diskrepanz eine Manipulation beim Televoting zu unterstellen – nach dem Motto: Haltet den Dieb! Es wurde auch untersucht, aber nichts gefunden, wie denn auch?
Man sollte lieber hinterfragen und untersuchen, ob nicht antisemitische Voreingenommenheit bei bestimmten Jurys zu diesen mickrigen Punkten und dieser augenfälligen Diskrepanz geführt hat. Man könnte ja die Aktivitäten aller Jury-Mitglieder auf Social Media überprüfen. Und wenn sich da Pro-Pali- bzw. Anti-Israel-Postings finden, dann weiß man eh gleich, was es geschlagen hat.
Auf jeden Fall sollte der ORF das vor der Auswahl der österreichischen Jury für Wien 2026 tun. Denn in Basel hat die österreichische Jury – wie schon im Vorjahr – keinen einzigen Punkt an Israel vergeben. Das ist eine peinliche antisemitische Schande! Eine Hamas-gehirngewaschene befangene ORF-Jury beim ESC 2026 würde uns gerade noch fehlen.
Ich habe jedenfalls eine ganz einfache Erklärung dafür, warum Yuval Raphael beim Publikum so beliebt war: Ihr Lied New Day Will Rise war einfach das beste des heurigen Jahrgangs. Ich habe daher auch 20x für sie angerufen (und wegen der dreisten Schiebung in Malmö)! Sicher: Lieder sind Geschmackssache, aber ich stehe halt immer schon auf diese bombastischen ESC-Hymnen. New Day Will Rise hat da schon etwas von Conchita Wursts Rise Like A Phoenix.
Ein Entgegenkommen der EBU an die Israel-Hasser ist die Wiedereinführung der Jurys auch bei den Halbfinalen. Diese wurden erst 2023 – nach 13 Jahren – wieder abgeschafft, nachdem im Jahr davor die Ergebnisse von sechs Jurys (Aserbaidschan, Georgien, Montenegro, Polen, San Marino und Rumänien) für ungültig erklärt worden waren, da der Verdacht von Absprachen bestand.
Ich hege den Verdacht, dass man jetzt den Jurys die Möglichkeit einräumen will, Israel schon im Halbfinale hinauszukicken, indem man in einer konzertierten Aktion keine Punkte an das Land vergibt. Wobei man sich dazu gar nicht groß konspirativ verabreden muss, wenn ohnehin alle auf Israel-Bashing gestimmt sind. Insofern haben sich die fünf TV-Anstalten aus Irland, Island, den Niederlanden, Slowenien und Spanien, die den ESC in Wien boykottieren werden und sicher keinen einzigen Punkt an Israel vergeben hätten, ein Eigentor geschossen. Durch ihr Fernbleiben können sie sich an einer solchen Manipulation nicht beteiligen.
Umso mehr gilt es jetzt wieder, Israel beim Publikumsvoting zu unterstützen, um die Unfairness der Jurys einigermaßen auszugleichen. Allerdings wird man 2026 nur mehr zehn- statt zwanzigmal anrufen können. Offenbar eine weitere Maßnahme, um Israel zu schaden.
Im Laufe der 70 Song-Contest-Jahre wurde die Punktevergabe übrigens immer wieder neu geregelt. Und die Gerüchte und der Verdacht, dass es bei den Wertungen Absprachen, Manipulationen oder gar Bestechung gab, begleiten den ESC ebenfalls durch seine gesamte 70jährige Geschichte. Aber auch hier: Noch kein einziges Land wurde deshalb vom ESC ausgeschlossen.
So hat sich offenbar 1968 in London das Franco-Regime den Sieg für Spanien erkauft, wie etwa Mario Lackner und Oliver Rau in ihrem Standard-Werk Friede, Freude, Quotenbringer schreiben (S. 468 f), das sie 2015 zu 60 Jahre Songcontest herausgegeben haben (ein absolut lesenswertes, launig geschriebenes Buch mit viel hochinteressanter Detailinformation).
Der ORF hat übrigens 1969 den Grand Prix in Madrid wegen der Franco-Diktatur boykottiert. Das hat damals niemanden gekratzt.
Genauso wenig wird es nächstes Jahr in Wien kaum jemanden kratzen, dass die fünf genannten Länder nicht dabei sein werden – außer die Fans in diesen Ländern. In den letzten drei Jahren hat sich die Teilnehmerzahl bei 37 eingependelt. Stand heute werden es in Wien 34 Teilnehmerländer sein. Sicherlich kein großes Drama. Und selbst wenn noch ein paar Sendeanstalten abspringen sollten, dem Jubiläums-ESC wird es keinen Abbruch tun. Im Gegenteil: Die Halbfinale werden etwas kürzer ausfallen.
Und was das Finanzielle betrifft, hat der ORF ja schon beruhigt: Die Nichtteilnahme dieser fünf Länder wird keine Auswirkungen aufs Budget haben. Und wenn ja, könnte die Regierung mit Mitteln einspringen, die für den Wiederaufbau in Gaza vorgesehen sind. Wobei ich ja sowieso stark dafür eintrete, keinen Cent mehr nach Gaza zu schicken, nachdem man gesehen hat, wie missbräuchlich die Hamas die Milliarden und Abermilliarden, die in den letzten Jahrzehnten aus Europa nach Gaza geflossen sind, verwendet hat.
Außerdem wissen die muslimischen Glaubensbrüder in den reichen Ölstaaten auf der Arabischen Halbinsel eh nicht, wie sie ihr vieles Geld sinnvoll verwenden können. Die könnten den Wiederaufbau in Gaza sogar aus ihren Portokassen zahlen. Und Europa braucht jetzt ohnehin jeden Cent selber für seine Verteidigung gegen Russland.
In Wien wird man kaum mit gröberen Protesten rechnen müssen. Schlimmer als in Malmö wird es nicht werden. Es hat ja bis heute keine nennenswerte oder größere Pro-Palästina-Demo in Wien gegeben. Und wenn ich die paar armseligen und bemitleidenswerten Gestalten vor der Votivkirche, auf der Mariahilfer Straße oder am Graben sehe, wie sie da mit ihrem Bauchladen und ihren Palästina-Fähnchen stehen – wie die Zeugen Jehovas, die den Leuten den Wachturm oder Bibelkurse andrehen wollen, aber kein Mensch interessiert sich dafür –, ja, dann tun sie mir einerseits fast leid, aber andererseits freue ich mich diebisch, dass die hunderttausenden Adventtouristen, die sich durch die Innenstadt wälzen, sehen, wie brustschwach und marginal die Pro-Hamas-Bewegung in Österreich ist.