Zeitreise
9. November 1989
Symposion Homosexualität
Im November 1989 organisieren HOSI Wien und drei Hochschulgruppen ein „Symposion Homosexualität“ an der Uni Wien. An vier Abenden diskutieren hochkarätig besetzte Podien (siehe Flugblatt sowie LN 1/1990, S. 9 ff). Ich spreche zum Thema „Soziale Anerkennung – Rezept gegen AIDS?" – hier mit (v. n. l. r.): Moderatorin Gabriele Vogt, Primar Norbert Vetter, Psychologe Wolfgang Till; nicht im Bild die weiteren MitdiskutantInnen: ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger, Ingried Erlacher, ÖAH-Gründungsmitglied und Beamtin im Gesundheitsministerium, Medizinsoziologe Manfred Dür und ÖAH-Vorstandsmitglied Judith Hutterer.
FOTO: ARCHIV HOSI WIEN/WILD-CHILD-PRODUCTIONS/JOSEF GABLER
16. Juli 1989
11. ILGA-Weltkonferenz in Wien
Nach 1983 findet die ILGA-Weltkonferenz wieder in Wien statt. Die HOSI Wien ist die erste Organisation, die die ILGA-Weltkonferenz ein zweites Mal ausrichtet. Es sollte nicht die letzte sein. Ich engagiere mich wieder im Organisationsteam. Ein ausführlicher Konferenzbericht findet sich in den LN 4/1989, S. 13–27 + Foto-Mittelteil.
FOTOS (S/W): ARCHIV HOSI WIEN/JOSEF GABLER
30. Juni 1989
Hochzeitsumzug
Weltweit Urmutter aller „Aktionen Standesamt”: Im Rahmen der „Warmen Woche“ geben sich ein lesbisches und ein schwules Paar nach einem Hochzeitsumzug durch die Wiener Innenstadt am Graben das Ja-Wort. Ich fahre als Motorradeskorte hinter dem Zug her (vgl. LN 3/1989, S. 6 ff + Foto-Mittelteil, sowie LN 4/2009, S. 19 ff).
FOTOS: ARCHIV HOSI WIEN/JOSEF GABLER
29. Juni 1989
Buchpräsentation
Im Rahmen der Warmen Woche ‘89 findet im HOSI-Zentrum eine Jubiläums-Soirée aus Anlass des 10. Geburtstags der HOSI Wien statt. Bei der Gelegenheit wird das eben erschienene Buch Homosexualität in Österreich präsentiert. Die HerausgeberInnen – MICHAEL HANDL, GUDRUN HAUER, FRIEDRICH NUSSBAUMER, DIETER SCHMUTZER und ich – sowie Gastautorin Rotraud Perner lesen aus ihren Beiträgen (vgl. LN 3/1989, S. 6 ff).
FOTO: WALTRAUD RIEGLER
26. Juni 1989
Vortrag über Osteuropa
Im Juni 1989 feiert man in Turin 20 Jahre L'orgoglio lesbico e omosessuale (auf gut deutsch: „Gay Pride") mit einer Veranstaltungsreihe im Teatro Juvarra. An einem der Abende referieren RYSZARD ZIOBRO von der Gruppe ETAP in Breslau und ich über die Lage der Homosexuellen in Osteuropa («Gli omosessuali e la Perestroika»). Auch überregionale Medien berichten darüber (siehe Faksimile aus La Stampa).
1. Dezember 1988
Ministerbüro-Besetzung
Fünf Aktivisten des Rosa Wirbels besetzen am Welt-AIDS-Tag das Büro von Familienministerin Marilies Flemming (ÖVP), weil sie im Alleingang eine Teilreform der antihomosexuellen Strafrechtsparagrafen verhindert hat (vgl. LN 4/88, S. 4 ff). Die vier anderen Mitbesetzer sind ALFRED GUGGENHEIM (1926–2014), FRIEDL NUSSBAUMER, MICHAEL HANDL und RUDOLF KATZER. Ich benutze das ministerielle Telefon, um mit den Medien zu sprechen. Nach vier Stunden ist Flemming bereit, die Besetzer auf neutralem Boden zu treffen. Am 7. Dezember nehmen dann REINHARDT BRANDSTÄTTER und ich einen offiziellen Gesprächstermin als HOSI-Wien-Vertreter bei Flemming wahr – vgl. LN 1/1989, S. 13 ff, und Beitrag hier.
FOTOS: ARCHIV HOSI WIEN
31. Oktober 1988
Rosa Stachel löckt wider Amnestys Haltung
Seit Jahren weigert sich Amnesty International, wegen ihrer Homosexualität Verfolgte als Gewissensgefangene anzuerkennen. Ich nütze eine Veranstaltung, bei der Arik Brauers Bild „Wo bleiben die Menschenrechte?" präsentiert wird – der Erlös aus dem Verkauf der Drucke soll AI zugutekommen –, um auf diese diskriminierende Haltung von AI aufmerksam zu machen – vgl. LN 1/1989, S. 25 ff, und Beitrag hier.
20. Oktober 1988
Rosa Wirbel im Parlament
Die Reform der anti-homosexuellen Strafrechtsparagrafen im Rahmen einer Novelle des Jugendgerichtsgesetzes war eigentlich schon paktiert, auch mit der ÖVP. Doch dann intervenierte ein Bischof telefonisch bei ÖVP-Ministerin Marilies Flemming, woraufhin diese ihr Veto im Ministerrat einlegte. MICHAEL HANDL, FRIEDL NUSSBAUMER und ich protestieren auf der Besuchergalerie des Nationalrats. Ein Transparent („Weg mit den Homosexuellen-§§!") wird entrollt, Flugblätter ins Plenum abgeworfen, Parolen skandiert – vgl. LN 1/1989, S. 9 ff, sowie Beitrag hier.